- Bevor Sie jemandem von Ihrer Hochsensibilität erzählen, überlegen Sie, warum Sie das überhaupt erzählen möchten und was Sie sich davon erwarten. Vielleicht möchten Sie von jemandem anders behandelt werden; oder Sie wollen jemandem durch ein Gespräch über etwas für Sie Wichtiges näher kommen; oder Sie vermuten, dass die andere Person ebenfalls eine HSP ist wollen das Thema deswegen ansprechen. Verschiedene Ziele erfordern verschiedene Strategien.
Für den Anfang verwenden Sie eine allgemeine Erklärung wie etwa diese:
- „Hochsensibilität ist eine normale biologische Eigenart, sie zeigt sich in Persönlichkeit und Physiologie, sie betrifft etwa 15-20% der Menschen, aber auch aller anderen höheren Lebewesen. Menschen mit dieser Eigenart nehmen mehr Feinheiten wahr und verarbeiten Informationen tiefer.“
- Sie können auch anfügen: „Jeder, der mehr Einzelheiten wahrnimmt, wird logischerweise auch von lange andauernden, intensiven oder chaotischen Eindrücken leichter überlastet.“
Wenn Ihr Gesprächspartner weiter interessiert zu sein scheint, können Sie anfügen: „Der Unterschied ist ziemlich tiefgreifend, er hat Auswirkungen auf viele Lebensbereiche, auch auf viele körperliche Reaktionen – z.B. sind HSP oft empfindlicher für Kaffee, Medikamente, Temperaturunterschiede oder Hunger. Wir reflektieren sorgfältiger und sind meist überdurchschnittlich gewissenhaft.“
Wenn Ihnen das Thema und der Gesprächspartner wichtig sind, dann kann es eine gute Idee sein, wenn Sie sich auf mögliche Fragen vorbereiten. Oder Sie können das Thema selbst weiterführen und von anderen Themen abgrenzen, zum Beispiel:
Stellen Sie klar, dass Hochsensibilität etwas anderes ist als Schüchternheit und auch als Introversion.
- Es gibt schüchterne und nicht schüchterne Hochsensible und ebenso schüchterne und nicht schüchterne Normalsensible. Auch sind nicht alle Hochsensiblen introvertiert, ca. 30 % der Hochsensiblen sind ausgesprochen extrovertiert.
Hochsensibilität ist etwas anderes als ADS oder ADHS
- Wenn das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS, ADHS) zur Sprache kommt, so können Sie sagen, dass diese Wesenszüge keine Verwandtschaft miteinander haben. Hochsensible können sich besonders gut konzentrieren, wenn Sie an einem Thema interessiert sind. Menschen mit ADS können das nicht.
Sprechen Sie über die Vorteile Ihrer hochsensiblen Wesensart
Vielleicht möchten Sie anders behandelt werden, dann betonen Sie die Vorzüge der hochsensiblen Wesensart, und dass diese besonders dann zum Vorschein kommen können, wenn Sie sich nicht gestresst oder in die Enge getrieben fühlen: Ihr Blick für Details, Ethik, Ihr Einsatz für Harmonie und Fairness, Ihre sorgfältige Analyse, oder was Ihnen sonst besonders wichtig ist und auf Sie zutrifft.
- Wenn Sie sich von Ihrem Gegenüber in Zukunft anders behandelt werden möchten, dann seien Sie ganz konkret: Sprechen Sie aus, was der andere für Sie tun kann: z.B. Radio leise drehen, klare Abmachungen treffen und einhalten, weniger Planänderungen, ein respektvoller Umgang, oder was Sie sich sonst wünschen.
Wenn Sie mit jemandem, die oder der ebenfalls eine HSP ist, über diese Veranlagung reden, so sind diejenigen meistens sehr froh, darüber zu hören. Aber denken Sie auch an Ihre eigene Ambivalenz am Anfang – Ihr Gesprächspartner könnte das Gefühl haben, in die Enge getrieben zu sein, durchschaut zu sein, gefangen von den Beschränkungen des eigenen Nervensystems, oder in seiner gefürchteten Fehlerhaftigkeit bestätigt zu sein. Wenn der andere also nichts von dem Thema wissen möchte, so belassen Sie es dabei und sprechen Sie nur davon, welche Verhaltensänderungen Sie sich wünschen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Liebe Grüße,
Liesi